Hallo Marc,
Übernachtungen mit dem Zelt halte ich für angebracht, wenn Ihr Euch einen
Teil Eurer Tour zu Fuß im Rahmen bekannter und geführter Trekking-Strecken
vornehmen
wollt. Es gibt ja einige Routen, die durchaus als Wanderungen geeignet sind.
Vor einigen Jahren gab es sogar aus Cusco noch geführte Touren, bei denen
eigene Zelte benutzt werden konnten. Im letzten Jahr habe ich davon nichts
mehr gehört, allerdings habe ich auch nicht explizit danach gefragt.
Eure Tour hört sich nach der groben Streckenbeschreibung wie eine der
gängigen Routen an (was überhaupt nicht negativ ist, ich persönlich halte
das Altiplano für die schönste Gegend Perus, den Norden Boliviens für
unbedingt sehenswert...). Auf diesen Routen (Arequipa, Cusco, Puno, La Paz
usw.) werdet Ihr aber kaum die Notwendigkeit sehen, ein Zelt aufzubauen,
denn ich denke, Ihr wäret als "eigentliche" Zelter wohl mit den einfachen
Unterkünften zufrieden, Schlafsack ist um diese Zeit allein aus
Temperaturgründen ohnehin angesagt (es friert mitunter auch im Haus
kräftig!!, im September habe ich in Puno regelmäßig 10-12 Grad Minus erlebt,
im Zimmer sind es manchmal knapp null Grad gewesen). In Puno habe in einer
Herberge übernachtet, die inklusiv Frühstück ganze 8 Euro pro Nacht für das
Doppelzimmer verlangt, Cusco war ähnlich. Ich weiß nicht, ob sich da das
Zelten lohnt. In La Paz haben wir zwei Nächte zu zweit im Hotel
übernachtet - für ebenfalls 8 Euro insgesamt, Bolivien ist noch günstiger
als Perú, im Salar de Uyuni trifft das allerdings nicht immer zu.
In der Nähe der Städte würde ich unbedingt vom Zelten abraten, das ist auch
kein übervorsichtiges Gequatsche. Ich bin auch im Taxi oder als (zugegeben
noch etwas ungeschickter) Fußgänger "überfallen" worden und würde auf keinen
Fall in Stadtnähe im Freien übernachten. Offengestanden habe ich abgesehen
von den bekannten Wandertouren noch nie ein Zelt gesehen. Selbst im Hochland
oder im Colca-Canyon gibt es weitläufige Strecken, wo nur wenig Besiedlung
ist. Mir persönlich wäre das aber zu riskant. Ich habe so einige Reisen vor
allem nach Perú unternommen und recht gute Kontakte dort, durch die mir
einigermaßen klar geworden ist, dass allein eine billige Pocketkamera das
Monatseinkommen eines Taxifahrers übersteigen kann. Wenn Ihr auch in den
touristischen Zentren keine Armut sehen werded, wie es beispielsweise aus
Dokumentationen über Straßenkinder zu sehen ist, so sind sie in allen
Städten in unmittelbarer Reichweite.
Wie gesagt - in Stadtnähe würde ich es unter keinem Umstand wagen, unterwegs
mag das anders sein, wenn man mutig genug ist und den Kontakt beispielsweise
zu einem Hof sucht, in dessen Nähe man nach Absprache übernachten kann.
Allerdings werden die Bewohner selbst Euch davon dringend abraten. Ich war
zum Beispiel in der Umgebung des Titicacasees in Richtung Copacabana nach
Bolivien unterwegs, aber trotz der dünnen Besiedlung war ich nach kürzester
Zeit in jedem kleinen Dorf "gesichtet" worden. Wenn man weiß, dass dort
Familien leben, die durch die Kälte im letzten Jahr ihr Vieh verloren haben
und nun jedes Maiskorn dreimal auskochen, dann überlegt man eigentlich
nicht, ob man vielleicht die Wolfskin-Ausrüstung mit Benzinkocher,
Maglite-Taschenlampe, das Schweizer-Multitool und die Thermarestmatte
auspacken soll, mal abgesehen von Kreditkarten und Bargeld, dass man ja
zwangsläufig unter der Matratze liegen hat... Nein, ehrlich, ich würde das
lassen, sofern man nicht in einer Gruppe unterwegs ist, wie es auf den
bekannten Routen in den Bergen möglich ist.
Aus der Ferne hat man oft nicht das Gefühl für die Situation vor Ort. Auf
der Insel Taquile im Titicacasee würded Ihr einen Riesenärger bekommen, wenn
Ihr dort das Zelt auspackt. Der Tourismus ist eine der wenigen
Einnahmequellen für die Leute dort. Auf der Insel kann man übernachten, der
Aufenthalt ist aber streng organisiert. Man wird bereits aus Puno an
Familien "vermittelt", bringt Lebensmittel mit und verbringt den Abend mit
einer Familie, die ein Gästezimmer zu bieten hat. Wenn man dort das Zelt
aufschlägt, geht denen auch diese Geldquelle verloren. Allein aus Gründen
der Rücksicht auf die schlechte wirtschaftliche Situation würde ich in
solchen Umgebungen kaum die ohnehin geringen Übernachtungskosten sparen...
Das Zurückschicken des Zeltes nach Deutschland kostet rund 40 Euro (bei etwa
5 Kilo), das Paket ist dann aber relativ sicher auch am Ziel.
Nochwas zur Tour...:
Von Cusco nach Puno lohnt sich die Fahrt mit der Bahn. Allerdings dürft Ihr
Euch nicht die Touristenklasse andrehen lassen, in der man an Damastdeckchen
und Messingleuchter-gedeckten Tischen sitzt, die sind auch viel zu teuer.
Man muss allerdings recht penetrant nachfragen, um ein "normales" Ticket zu
bekommen. Die Fahrt ist wunderschön und eine bessere Alternative als ein
Flug, der meist über Arequipa geht.
In Puno gibt´s eine gute und günstige Unterkunft (und grüßt dort die
Nachbarin oberhalb!):
"El Trebol"
Hospedaje Familiar
Deza Street No 724
Puno
Tel: 0051-54-352117
Von Puno nach La Paz kommt man mit den regulären Bussen sehr gut, hier lohnt
es sich, die Touristenbusse zu meiden, die in den zahlreichen Agenturen
angeboten werden. Man geht morgens einfach zum Busbahnhof (Richtung Hafen),
dort fahren früh morgens solange Busse ab, wie sie voll werden. Einfach
hingehen und anstellen. Die Fahrt ist billig und ein echtes Erlebnis. Es
lohnt sich, einen Abstecher nach Copacabana (bereits in Bolivien) einzulegen
und dort eine Nacht zu bleiben. Am Strand des Sees ist eine kleine Bar, die
abends oft ein Lagerfeuer zum Aufwärmen anzündet - das könnt ihr im Winter
auf 4.000 Metern auch gebrauchen :-) Für die Grenze ist der Nachweis der
Gelbfieber-Schutzimpfung erforderlich, ohne geht notfalls auch, allerdings
beim "Zahlen" des Grenzers für den Übertritt ohne Impfung vorsichtig sein...
Von Cusco aus lohnt sich eine Fahrt nach Chinchero auf den Wochenmarkt, der
samstags stattfindet (unbedingt aber vorher nachfragen, sonst verpasst Ihr
was!). Sehenswert bei der Masse der interessanten Inka-Anlagen sind meiner
Meinung nach neben Sacsayhuaman (mal nach den alten Tunnels fragen, die
bekommt man sonst nicht zu sehen...) die Salzterassen von Moray, zu denen
man am besten mit ein paar Leuten ein Taxi mietet. Der Weg ist recht weit
und führt über lange Schotterpisten, aber der Besuch lohnt sich! Die ganzen
anderen Ruinen im Tal der Könige sind auf üblichen Bustouren oder halt per
Taxi erreichbar. Wenn Ihr abends in ein Taxi steigt, schaut vorher in den
Kofferraum (wenn es ein PKW-Kombi ist). Geld holt man tagsüber, die
Kreditkarte abends besser zuhause lassen (aber besser nicht im Zelt :-)).
Man kann auch gut die Combis in den Städten benutzen (Lieferwagen, die den
öffentlichen Nahverkehr darstellen...). Sie kosten in der Regel pro Kopf und
Fahrt pauschal 50 Centimos. Ihr müsstet da aber ganz genau nachfragen, ob
sie wirklich dorthin fahren, wo ihr hinwollt.
In Lima bei der Ankunft am besten aus dem Flughafen die ersten Taxen
auslassen! Die erste Reihe der Wagen ist a...teuer und reine Abzocke.
Dahinter stehen die Wagen, die günstiger sind. Den Preis für die recht lange
Fahrt nach Miraflores vorher absprechen und ruhig einen zweiten Fahrer
fragen. Ein gutes und perfekt gelegenes Hotel:
Hotel Olimpus
Calle Diego Ferré 365
Miraflores - Lima
Tel: 0051-1-242-6077
www.olimpusperu.com
(liegt im Cuadra 12 de la Avenida José Larco, falls der Fahrer fragt - Lima
ist groß...)
Das Hotel ist in Miraflores im "besseren" Stadteil gelegen. Ich habe hier
und da auch nette Gastfamilien gehabt. Ein Hotel würde ich tatsächlich in
Miraflores nehmen, die Stadt ist nicht ungefährlich und auch zu zweit
eigentlich abends nicht für Spaziergänge zu Fuß geeignet. In diesem
Stadtteil könnt Ihr Euch aber frei bewegen, ich finde das gerade in der
ersten Nacht wichtig. Ein Hotel in Flughafennähe habe ich einmal genommen
und kann es wirklich nicht empfehlen. Der Stadteil ist gefährlich, die
Hotels unsicher. Die Übernachtungen in Miraflores sind dafür aber recht
teuer. Ein Doppelzimmer kostet im o.g. Hotel Olimpus pro Nacht für zwei Leut
e 25 US-Dollar, im größeren Raum kostet ein Bett 10 US-Dollar. Für diesen
Stadtteil ist das vergleichsweise günstig, die Lage super, durchgehend
bewacht und sicher. Achtet in Lima abends beim Taxifahren auf eine
Lizenznummer, wenn Ihr sprachlich nicht ganz sicher und neu in der Stadt
seid, und fragt vor der Fahrt nach dem Preis.
Grüße,
Jens
Post by Marc GradeHallo,
mich plagen seit geraumer Zeit einige Sorgen. Ich werde im September
für mehrere Monate zusammen mit meiner Freundin nach Peru und Bolivien
reisen. Das Ganze läuft auf eigene Faust, obwohl wir ab und zu auch
geführte Touren mitmachen werden, werden wir aber wohl die meiste Zeit
auf eigene Faust unterwegs sein. Ich bin dafür Zelt, Kocher etc.
mitzunehmen, um flexibler bei der Übernachtung zu sein. In letzter
Zeit haben mir aber mehrere Bekannte, die schon dort waren, davon
abgeraten. Es sei zu gefährlich, so der Grundtenor.
Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen oder Ratschläge und war in den
letzten Jahren dort?
Die Frage ist, nehmen wir das Zelt mit und es wird nachher nur
Ballast? Oder lassen wir es hier und ärgern uns nachher, dass wir es
nicht doch mitgenommen haben. Das ist schon ziemlich knifflig,
zurückschicken per Post erscheint uns auch relativ unsicher.
Achja Reiseroute wird so ca. sein: Lima - Huaraz/Huarascaran - nach
Süden Richtung Arequipa/Colca-Canyon - Cusco - Titicacasee - La Paz -
.... Also insgesamt mehr die höheren Regionen. In Bolivien wird sich
das nachher wohl ähnlich: Cordillera Real, Altiplano, Uyuni und ein
bisschen Yungas, Dschungel, ...
Andere Tipps bzgl. der Reise/Region sind auch herzlich willkommen.
MfG
Marc